Natternkopf
Natternkopf

Natternkopf

In der Gartenzeitung meiner Mutter wurde ich vor einigen Jahren auf den Natternkopf (Echium vulgare) aufmerksam. Ich war so begeistert von dem Artikel, dass ich über den Online-Shop sowohl den heimischen als auch den russischen Natternkopf mit der roten Blütenfarbe direkt bestellte.

Ich muss ehrlich zugeben, als die Pflänzchen bei mir ankamen, war ich erst einmal etwas enttäuscht. Nicht nur, dass die kleinen Dinger mit den borstigen Blättern nur mit Gartenhandschuhe einzupflanzen waren. Nein sie sahen einfach sehr unscheinbar aus.

Dass der Natternkopf in den folgenden Jahren in unserem Garten bleiben durfte, hatte mehrere Gründe.

Im kommenden Frühjahr waren mir die ersten schmerzlichen Kultivierungsversuche vom Herbst noch gut im Gedächtnis geblieben. Die borstigen Pflänzchen konnte ich gut bestimmen und wurden nicht versehentlich als „Beikraut“ entsorgt. Frei nach dem Motto – Holzauge sei wachsam, sonst pikt es wieder am Finger – Abwehr von Fressfeinden und der unerfahrenen Gärtnerinnen.

Außerdem fand ich den Preis für die Pflänzchen in Nachgang doch sehr hoch. Also musste der Natternkopf doch etwas besonders sein. Was nichts kostest, ist auch nichts. Soviel zu meiner bestechenden Logik.

Als dann die Blütezeit einsetzte, stellte sich sehr schnell Besuch von vielen verschiedenen Wildbienen und Schmetterlingen ein. Ich war einfach begeistert, dass der Natternkopf mit seinen kleinen blauen bis violetten Blüten den ganzen Sommer für die Insekten so attraktiv war.

Im Herbst habe ich mich dann an die erfolgreiche Ernte der Samen gemacht. Schließlich wollte ich diese Wildstaude (zweijährig) in unserem Garten kultivieren und nicht wieder online nachbestellen. Die Samenernte war nicht ganz einfach, zumal auch der Blütenstand sehr borstig ist. Mit Gartenhandschuhen und langärmligen Shirt ausgerüstet, legte ich einige abgeschnittene Blütenstände in eine große Plastikschale. Nach einigen Wochen Trockenzeit schlug ich die Blütenstände aus und der Samen purzelte aus den Kapseln.

Leider ist es mir nicht gelungen, den roten russischen Natternkopf in unserem Garten einzubürgern. Dafür ist der heimische bei uns im Garten eingezogen und ich erfreue mich jeden Sommer an seine Blüten und deren Besuchern. Mittlerweile habe ich auch etliche Pflänzchen an die Nachbarn abgegeben, die dem Natternkopf nicht wiederstehen konnten.

Als ich im folgenden Sommer auf die Burg Windeck spazierte, traute ich meinen Augen nicht. Der ganze Hang Richtung Schladern ist übersät mit unserem heimischen Natternkopf. Überall kann man die blauen Blüten ausmachen.

Naja, ich muss zugeben, dort Samen zu ernten, ist gefährlich und ich rate dringend davon ab. Da war meine Online-Bestellung auf jeden Fall die richtige Entscheidung und bei weitem nicht so absturzgefährdet.

Der Natternkopf ist mit wenig Wasser und durchlässigen Böden zufrieden. Er liebt Sonne, aber auch in meinem nicht immer so sonnenverwöhnten Garten gedeiht er prima. Die Blütenstände können bis zu einem Meter hoch werden. Leider sind diese in unserem Garten nicht immer so standfest, wie ich es mir wünschen würde. Vermutlich liegt es an dem zu nährstoffreichen Boden, der die Blütenstände sprießen lässt. Deshalb stütze ich diese bei Bedarf ab. Schließlich möchte ich ja, dass die Insekten bequem an die so heiß begehrte Nahrungsquelle gelangen.

Der Natternkopf, als ein Raubein unter den Wildpflanzen, ist für jeden naturnahen Garten eine Bereicherung und kann sich durchaus sehen lassen. Nur Mut – probieren Sie es aus.

Gudrun Barz